Wirtschaft mit GAIA-X: Digital, innovativ, nachhaltig

Wie machen wir die Digitalisierung zum Treiber der Nachhaltigkeit? Die zentrale Frage, auf die der Digital-Gipfel 2020 jetzt Antworten suchte. Warum sich digitaler und nachhaltiger Wandel bedingen. Und wieso es dafür auch digitale Souveränität braucht – darüber diskutierten Peter Altmaier und Harald A. Summa am zweiten Gipfeltag.

Wieviel Kohlendioxid fällt beim Bau eines Autos an? Und wie lassen sich alle Fertigungsschritte optimieren, um Ressourcen zu schonen? Der Schlüssel, um nachhaltiger zu produzieren, sind Daten: Zum einen Maschinendaten, die die Anlagen in den Fabriken kontinuierlich erzeugen. Oder auch Bewegungsdaten, die entstehen, während Zulieferer etwa Motorblöcke, Karosserien oder Bauteile an die Hersteller liefern. „Wenn wir alle diese Informationen übergreifend nutzen können, macht das nicht nur die gesamte Wertschöpfung transparent, sondern zeigt uns, wie sich jeder einzelne Produktionsschritt nachhaltig optimieren lässt“, sagte Oliver Zipse, CEO bei BMW.

Automobilindustrie setzt auf GAIA-X

Das Digitale mit dem Grünen verbinden – am 30. November und 1. Dezember drehte sich auf dem Digital-Gipfel 2020 alles um dieses Spannungsfeld. Und was im Falle von BMW zwar noch nach Zukunftsmusik klingt, wird aber schon bald Realität. So arbeitet der Automobilbauer mit SAP und weiteren Partnern an einer Plattform, die der gesamten Autoindustrie den Weg weisen soll, um ressourcenschonender, energieeffizienter und ökologischer zu fertigen. In einer Paneldiskussion auf dem zweiten Gipfeltag gaben BMW und das Softwareunternehmen aus Walldorf ihre Allianz für die Autoindustrie bekannt. Was es für deren Erfolg braucht: „Digitale Souveränität, offene Architekturen, europäische Standards und gemeinschaftliche Werte“, sagte Christian Klein, CEO bei SAP: „Unsere Datenplattform setzt auf GAIA-X.“

GAIA-X: EU-Politik weiter aufschließen

Daten übergreifend, selbstbestimmt, sicher und souverän teilen, um gemeinschaftlich und gesamtwirtschaftlich von digitalen Geschäftsmodellen zu profitieren – Anwendungsfälle wie diese sind es, die GAIA-X zum Leben erwecken sollen. Dass das auch gelingen wird, dafür sorgen die mittlerweile mehr als 160 Unternehmen und Verbände aus der ganzen Welt, die sich in der Initiative um GAIA-X engagieren. „Die GAIA-X AISBL wird die Zusammenarbeit koordinieren und die EU-Politik für das Thema weiter aufschließen“, sagte Harald A. Summa, Hauptgeschäftsführer beim eco Verband, der die Initiative mitgegründet hat. Schließlich zielt GAIA-X darauf ab, die Chancen der europäischen Datenökonomie voll auszuschöpfen und den digitalen Binnenmarkt zu realisieren.

Warum sich die ökonomischen und ökologischen Potenziale von Daten bislang kaum ausschöpfen lassen: Nicht nur Eigentums-, Hersteller- und Wettbewerbsinteressen bringen Informationsflüsse zum Erliegen, sondern auch Sorgen um den Schutz personenbezogener Daten, wie etwa in der Gesundheitswirtschaft. „Krankenhäuser tauschen keine sensiblen medizinischen Informationen aus“, sagte Sophie Proust, CTO bei Atos. Was Diagnosen erschwert und Therapien ausbremst, löst die verteilte Architektur und das föderierte Serviceökosystem von GAIA-X über Federated Learning. Proust: „Statt Daten tauschen Mediziner KI-Modelle aus, die sie lokal trainiert haben.“

Europa als Vorreiter der Digitalisierung

Daten teilen in der Industrie, um Autos nachhaltiger zu fertigen. Und medizinische Fortschritte digital skalierbar machen, um Heilungschancen zu verbessern: „Die Standards von GAIA-X entwickeln auf der ganzen Welt hohe Attraktivität“, sagte Peter Altmaier. Vor einem Jahr hatte der Bundeswirtschaftsminister auf dem Digital-Gipfel in Dortmund erstmals die Pläne präsentiert. Die Ziele: Zum einen die hiesige Wirtschaft unabhängiger von einzelnen Cloudanbietern aufzustellen. Zum anderen aber auch den Rahmen zu schaffen, um Daten im industriellen Maßstab ökonomisch zu verwerten. „Wir bauen keine Festung Europa,“ sagte Altmaier. „Aber wir wollen mehr Einfluss auf den Gang der Dinge.“

Denn: „Geht es darum, Kohlendioxid zu reduzieren, sind wir bereits Vorreiter“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Keynote. „Europa muss aber auch bei der Digitalisierung zum Vorreiter werden.“ Und das nicht, indem wir anderen nacheifern. Sondern: „Wir müssen unseren eigenen, europäischen Weg gehen.“ Wie das gelingen soll? Zum einen gemeinschaftlich – so sind auch die großen Hyperscaler bereits bei GAIA-X dabei. Und zum anderen innovativ – egal ob im Verkehr, in der Landwirtschaft, in der Stadt oder in der Fabrik: „Digitale Technologien machen das Leben überall nicht nur sicherer, gesünder, besser, angenehmer und komfortabler“, sagte von der Leyen: „Sondern nachhaltiger!“

Der Digital-Gipfel 2020 fand erstmals als rein virtuelles Event statt. Die Paneldiskussion mit Christian Klein, Sophie Proust, Peter Altmaier, Oliver Zipse und Harald A. Summa steht aufgezeichnet online bereit. Mehr darüber, wie sich der eco Verband in diesem Jahr in den Gipfel eingebracht hat, im Artikel auf www.eco.de. Der Digital-Gipfel ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie seit 2006 jährlich ausgerichteter Kongress, der sich als zentrale Plattform zur Gestaltung der Digitalisierung und der Digitalen Transformation von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft in Deutschland sieht.

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