Von Nils Klute, IT-Fachredakteur und Projektmanager Kommunikation bei EuroCloud Deutschland
Grünes und Digitales verbinden, um im Hinblick auf Klima, Umwelt und Mensch verantwortungsvoller zu handeln – genau das ist zum Faktor im Wettbewerb geworden. Wie sich ökologische Ziele datenbasiert erreichen lassen. Und wie das TANGO-Projekt mit geringeren Hardwareanforderungen optimale Leistung erzielen möchte.
Regionale Lieferanten auswählen, grüne Produkte entwickeln und Investitionen ökologisch bewerten – Nachhaltigkeit wird vom Trend zur Basis von Geschäftsmodellen. Und egal, ob in der Industrie, der IT oder im Handel – um zu evaluieren, wie nachhaltig sich Wirtschaft, Mensch, Umwelt und Klima untereinander beeinflussen, spielen Daten und digitale Technologien eine Schlüsselrolle. Die Automobilwirtschaft zeigt, wie es gehen kann. Um ökologischer zu fertigen, teilen die Firmen Maschinen- und Bewegungsdaten übergreifend. Egal, ob Zulieferer, Spediteure oder Produzenten – sie alle verschmelzen ihre Produktions- und Logistikprozesse in digitalisierten Wertschöpfungsnetzwerken. Ein Ziel, für das die Branche eine eigene Initiative ins Leben gerufen hat: Catena-X versteht sich als skalierbares und erweiterbares Ökosystem, um den Lebenszyklus des PKWs nachhaltig zu optimieren und CO2-Emissionen datenbasiert zu reduzieren.
Mehrheit verankert Nachhaltigkeitsziele in der eigenen Organisation
Grünes und Digitales verbinden, um verantwortungsvoller zu handeln – laut Nachhaltigkeitsstudie von Lufthansa Industry Solutions (LHIND) ist genau das zum Faktor im Wettbewerb geworden. So haben fast alle der von Pierre Audoin Consultants (PAC) befragten 150 IT- und Business-Entscheider:innen aus Produktion und Logistik Nachhaltigkeitsaspekte organisatorisch in Verfahren verankert oder planen dies. Um Ziele zu erreichen, messen die Teilnehmenden der eigenen IT entscheidende Bedeutung bei, wie der „IT & Sustainability – Reifegradindex 2023“ zeigt. „Nachhaltigkeit von Unternehmen kann zum einen durch den intelligenten Einsatz von IT erreicht werden“, halten die PAC-Berater:innen in der LHIND-Studie aus dem Jahr 2023 fest, „zum anderen muss die IT selbst nachhaltiger werden.“
Grünere Technologien sichern Industriestandort Europa
Von Sonnen- und Windkraft über Wärmepumpen bis hin zu Wasserstoff – warum nachhaltigere Lösungen insgesamt notwendiger werden, zeigt der Blick auf die Welt: Die USA wollen 370 Milliarden Dollar in grüne Technologien stecken. Auch China plant Ausgaben in Höhe von mehr als 280 Milliarden Dollar. Um im Wettbewerb mithalten zu können, hat die Europäische Union (EU) im Januar 2023 angekündigt, nun selbst Hunderte Milliarden in klimafreundliche Technologien zu investieren. Schließlich steht laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nichts weniger als die Zukunft des Industriestandorts auf dem Spiel, heißt es im Bericht auf der Website der deutschen Nachrichtensendung tagesschau.de.
TANGO-Projekt und Datenwirtschaft: Ökonomische Ziele ökologischer erreichen
Klimagase reduzieren, Ressourcen schonen und Energie sparen – auch das TANGO-Projekt sucht seit September 2022 nach Lösungen, um ökonomische Ziele mit grünerer IT ökologischer zu erreichen. Unter dem Titel “Digital Technologies ActiNg as a Gatekeeper to information and data flOws” arbeiten 34 Partner aus 13 Ländern in fünf Pilotprojekten der europäischen Datenökonomie zusammen. Auf der Grundlage eines bürgerschaftsnahen und vertrauenswürdigen Konzepts realisiert das Konsortium unter Leitung von ATOS Spanien bis 2025 eine Plattform, die Daten nicht nur sicher und fair verwalten kann, sondern darüber hinaus ökologisch nachhaltig. Schließlich ist TANGO Teil von Horizon Europe, dem mit 95,5 Milliarden Euro bislang größten Forschungs- und Innovationsprogramms der EU. Jeder dritte Euro soll dabei in Technologien fließen, die dem Staatenbund helfen, seine Klimaziele zu erreichen.
Energieeffiziente Algorithmen: Mit geringeren Hardwareanforderungen optimale Leistung erzielen
Mit im Fokus des Konsortiums: Die Entwicklung besonders energieeffizienter künstlich intelligenter (KI) Software. So sucht TANGO nach Lösungen, um neuronale Netze in verteilten IT-Umgebungen maximal stromsparend zu betreiben. Rechen- und Speicherressourcen, die notwendig sind, um KI auf EDGE-Computing-Systemen zu trainieren, sollen sich prognostizieren und Daten smart verwalten lassen. Das Ziel der Forscher:innen: Mit geringeren Hardwareanforderungen optimale Leistung zu erzielen. Dazu soll sich die Architektur der verteilten KI-Modelle anpassen lassen, so dass sie mit weniger Energie das gleiche Ergebnis liefert.
Chancen für TANGO, Gaia-X und die Kreislaufwirtschaft
Überall dort, wo Unternehmen und Behörden Informationen dezentral verarbeiten und über smarte Algorithmen auswerten wollen, möchte TANGO Chancen freisetzen. Chancen, die das Projekt auch im Hinblick auf Gaia-X auslotet. So stellt die Initiative einen offenen technologischen Rahmen bereit, auf den die Entwicklungen im TANGO-Projekt zulaufen. Und das nicht nur, um verteilte Dateninfrastrukturen zu harmonisieren, sondern das Tor zur Kreislaufwirtschaft aufzustoßen. Beispiel IDunion: Das Projekt setzt auf Gaia-X, um auch den Batteriemarkt auf die Zirkularökonomie auszurichten. Im digitalen Produktpass von Konsortialpartner und Softwareentwickler Spherity fließen alle Daten zusammen, um Zertifikate zu erstellen, Ressourcen zurückzuverfolgen und Arbeitsbedingungen zu dokumentieren. Ein datenbasiertes System, um nachhaltiger zu fertigen und mehr zu recyceln.
Europäische Standards und Werte für eine souveräne und nachhaltige Datenökonomie
Daten als Lösung für mehr Nachhaltigkeit – laut PAC-Studie besteht daran kein Zweifel. Aber möchten Unternehmen Informationen zu diesem Zweck sammeln, auswerten und analysieren, scheitert das an mangelhafter Qualität (80 Prozent) und heterogenen Quellen (68 Prozent). Jede zweite Firma vermisst sogar eine geeignete Datenbasis. Und zwei von drei Befragten sorgen sich um die Souveränität. Herausforderungen, die TANGO adressiert: Daten sollen sich über die Plattform des Projekts nicht nur energiesparend, sondern zugleich souverän verwalten lassen. Dafür schaffen die europäischen Standards und Werte die Basis, die auch Gaia-X zur Maxime für die Datenökonomie macht, um Silos zu sprengen, Formate zu homogenisieren und Quellen zu harmonisieren.
Mehr Nachhaltigkeit mit mehr Daten und mehr nachhaltigeren IT-Lösungen – nicht anders Lufthansa. So setzt die Airline zum Beispiel bereits auf sparsamere Cloud-Native-Architekturen und Programmiersprachen wie GO, um die Lebensdauer von Software zu erhöhen und mit geringeren Hardwareanforderungen stets optimale Leistung zu erzielen.
Zur englischen Version des Artikels auf der Website des TANGO-Projekts: www.tango-project.eu.